ENGEL IN AMERIKA
von Tony Kushner
aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
Münchner Premiere
Premiere 23. September 2022
Residenztheater
5 Stunden 45 Minuten
3 Pausen
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Trailer

Aus dem Englischen von Frank Heibert

Bei dieser Inszenierung kommen Stroboskoplicht und Blitzlicht zum Einsatz.

TEIL I: DIE JAHRHUNDERTWENDE NAHT ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause

TEIL II: PERESTROIKA ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause

Dauer Teil I und II: ca. 5 Stunden und 30 Minuten inkl. Pausen. Zwischen Teil I und II findet eine Pause von ca. 45 Minuten statt.

Mitte der 1980er-Jahre: Der Ausbruch der Krankheit Aids erschüttert New York. Louis, Sprössling einer jüdischen Großfamilie, verlässt panisch seinen erkrankten Freund Prior und kommt mit dem konservativen mormonischen Anwalt Joe zusammen. Dessen medikamentenabhängige Frau Harper flüchtet sich daraufhin in ihren Träumen ins ewige Eis, seine strenggläubige Mutter Hannah reist aufgebracht aus Salt Lake City an. Der machtbesessene und zynische Republikaner Roy Cohn, ebenfalls Anwalt, behauptet bis zu seinem letzten Atemzug, weder schwul noch an Aids erkrankt zu sein, und liefert sich sogar noch am Sterbebett heftige Wortgefechte mit dem schwarzen Pfleger Belize. Und dann bricht durch Priors Schlafzimmerdecke ein Engel.

 

«Du hast Angst. Ich auch. Das hat jeder im Land der Freiheit. Gott steh uns allen bei.»

 

Tony Kushners von Fantasie überbordendes Theaterepos, das 1993 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, stammt aus der Geburtsstunde des Neoliberalismus, der Reagan-Ära. «Engel in Amerika» ist auch heute die immer noch gültige, schonungslose Analyse einer Gesellschaft, die einen kollektiven Infekt in sich trägt und damit ringt, dessen Existenz zu akzeptieren. Dass Kushner darin mit Roy Cohn, dem ehemaligen Anwalt des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, ein literarisches Denkmal setzte, ist dabei weit mehr als ein Augenzwinkern der Zeitgeschichte.

 

Der australische Regisseur Simon Stone liest Kushner aus der Perspektive unseres Jahrtausends, in dem der neoliberale Geist sich unwidersprochen in allen Lebensbereichen eingenistet hat. Seine mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnete Inszenierung kommt nun nach München, wo mit dem Aids-Memorial des Künstlers Wolfgang Tillmans an prominenter Stelle in der Stadt an die Opfer der Krankheit und an die Menschen erinnert wird, die heute mit Aids leben.

 

Matthew Lopez Stück «Das Vermächtnis», das ebenfalls im Repertoire des Residenztheaters ist, ist als lose Fortschreibung von «Engel in Amerika» zu lesen.

ZUM AUTOR TONY KUSHNER

Der amerikanische Dramatiker und Drehbuchautor Tony Kushner, geboren 1956 in New York, wuchs in Lake Charles, Louisiana auf und studierte an der Columbia University und an der New York University. Vor seinem als sein dramatisches
Hauptwerk geltenden zweiteiligen Theaterepos «Engel in Amerika – Schwule Variationen über nationale Themen», das er 1990 bzw. 1991 verfasste und für das er mit dem Pulitzerpreis und mit dem Tony-Award ausgezeichnet wurde, veröffentlichte er bereits «La Fin de la Baleine: An Opera for the Apocalypse» (1982), «Ein lichter Raum namens Tag» (1985), «Yes, Yes, No, No» (1985) und «Stella» (1987). Danach folgten «Slawen!» (1994), «Dibbuk oder Zwischen zwei Welten» (1995), eine Adaption des jiddischen Klassikers «Der Dibbuk» von An-Ski, «Die Illusion» nach Pierre Corneille (1997), «Henry Box Brown, or The Mirror of Slavery» (1998) und «Homebody/Kabul» (1999) sowie das Libretto für das Musical «Caroline, or Change» (1999). Als Reaktion auf den Irakkrieg verfasste er «Only We Who Guard the Mystery Shall Be Unhappy» (nicht vollendet, präsentiert in Lesungen im Jahr 2004) und eine Übersetzung von Brechts «Mutter Courage und ihre Kinder» ins Englische, die 2006 in New York City auf die Bühne kam. In «Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift» (2009) bezieht er sich auf den Sozialismus von George Bernhard Shaw. Ebenfalls 2009 erfolgte die Erstaufführung des Einakters «Der kleine Kushner». Für Steven Spielberg schrieb er die Drehbücher für dessen Filme «München» (2005; gemeinsam mit Eric Roth) und «Lincoln» (2012) sowie «West Side Story» (2019). Zusammen mit dem Illustrator Maurice Sendak verfasste er 2003 das Kinderbuch «Brundibar» und war im selben Jahr gemeinsam mit Alisa Solomon Herausgeber der Essaysammlung «Wrestling with Zion: Progressive Jewish-American Responses to the Israeli-Palestinian Conflict». Im Jahr 2013 erhielt er die National Medal of Arts.

DIGITALER BÜCHERTISCH

IN ZUSAMMENARBEIT MIT BÜCHER LENTNER

Literaturempfehlungen aus der Dramaturgie
 

«Tony Kushners Engel in Amerika. Vom Stück zur Mini Serie»
von Christine Karall
 

Künstlerische Leitung

Inszenierung Simon Stone
Bühne Ralph Myers
Kostüme Mel Page
Musik Stefan Gregory
Licht Cornelius Hunziker
Dramaturgie Almut Wagner