Dernierezum letzten Mal in dieser Spielzeit!
Residenztheater, 18.30 Uhr
02 Jul 2023
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DIE AFFÄRE RUE DE LOURCINE
Komödie von Eugène Labiche
aus dem Französischen von Elfriede Jelinek
Premiere 18. November 2022
Residenztheater
1 Stunde 20 Minuten
Keine Pause
Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Trailer

«Jeder Mensch hat doch einen guten Kern!»

 

Lenglumé erwacht an seinem Namenstag mit Filmriss. Im Folgenden findet er nicht nur einen fremden Mann in seinem Bett, sondern auch die Indizien eines mörderischen Verbrechens in seinen Taschen. Der Versuch, einerseits seine vermeintliche Schuld zu verwischen und andererseits vor seiner Frau zu verheimlichen, dass er überhaupt das Haus verlassen und offenbar extrem gezecht hat, führt zu einem atemlosen und urkomischen Versteck- und Verwirrspiel, in dem existenzielle Fragen lauern: Welche Abgründe schlummern im tagsüber friedfertigen Selbst? Oder gibt es da doch heimliche Doppelgänger*innen, die Alpträume in die Tat umsetzen? Und was ist man bereit zu tun, um die Hände nach getaner Tat in Unschuld zuwaschen?

«Die Affäre Rue de Lourcine» entsteht an einem Wendepunkt im Schreiben Eugène Labiches: Er möchte neben seiner Königsdisziplin, dem Vaudeville-Cauchemar, in dem er mit derber Komik und ohne große Rücksicht auf Logik und Psychologie Liebeswirren und andere Katastrophen im Leben des gehobenen Bürgertums in Szene setzt, auch tiefgründigere Töne anschlagen. Auch wenn er an der Comédie-Française nie wirklich reüssiert und als Erfinder der Boulevardkomödie und Meister des Amüsements in die Literaturgeschichte eingehen wird, verpasst er der «Rue de Lourcine» doch zumindest einen doppelten Boden. «Wenn die gesellschaftliche Ordnung konsolidiert ist, sind demjenigen alle Freiheiten erlaubt, der durch die Wirklichkeit nicht beunruhigt ist», schreibt Jean Jourdheuil über die Texte Labiches. Doch genau diese Beunruhigung tritt in diesem Stück ein: Lenglumé beginnt sich vorzustellen, wozu er fähig sein könnte, und so wird – zumindest für einen Tag – seine Selbstgewiss- und -zufriedenheit brüchig.

Auf die Residenztheaterbühne gebracht wird «Die Affäre Rue de Lourcine» von dem ungarischen Regisseur András Dömötör, der 2020 bereits Beniamin M. Bukowskis «Marienplatz» mit viel Einfallsreichtum und absurder Komik inszeniert hat.

ZUM AUTOR EUGÈNE LABICHE

Geboren am 6. Mai 1815 in Paris, wuchs Labiche in einer Familie wohlhabender Händler und Landadvokaten aus dem Pariser Umland auf. Er absolvierte das Pariser Traditionsgymnasium Collège Bourbon und begann anschliessend ein Studium der Rechtswissenschaften. Gleichzeitig widmete er sich ausgiebig dem «esprit boulevardier», besuchte die Theater und begann für kleinere Zeitschriften zu schreiben. Auch seine ersten Dramen stammen aus dieser Zeit. 1839 wurde sein Roman «Le clef des champs» veröffentlicht, der zwar kaum Beachtung fand, aber das zentrale Thema von Labiches Werk einläutete: die Karikatur des zeitgenössischen Kleinbürgertums. Seine Karriere als Bühnenautor war eine Geschäftsunternehmung, die seinen Lebensunterhalt sicherte. Mit den Brüdern Lefranc gründete er eine Firma, die ab Anfang der 1840er-Jahre ein Stück nach dem anderen produzierte. 1851 gelang Labiche mit «Ein Florentinerhut» der große Durchbruch: Das Stück stand drei Monate lang ohne Unterbrechung im Palais-Royal auf dem Spielplan und begründete ein neues Genre, das «Vaudeville-Cauchemar», das er in zahlreichen weiteren Stücken variierte. Mit dem Erfolg keimte in ihm aber auch die Sehnsucht nach künstlerischer Anerkennung und dem Sprung von den Unterhaltungsbühnen zum Nationaltheater, vom Vaudeville zur Charakterkomödie, der ihm nie so recht gelang. Ende der 1870er-Jahre zog er sich zunehmend aus dem Theaterbetrieb zurück und lebte von den Tantiemen der Wiederaufnahmen seiner Stücke. Die Werkausgabe seiner Stücke, die 1878 erschien, fand großen Absatz. 1880 wurde er in die Académie Française gewählt. Labiche starb 1888 und wurde auf dem Friedhof Montmartre bestattet.

Künstlerische Leitung

Inszenierung András Dömötör
Bühne und Kostüme Sigi Colpe
Musik Tamás Matkó
Video Zsombor Czeglédi
Licht Markus Schadel
Dramaturgie Katrin Michaels